Wohnungsneubau bleibt weit unter Bedarf

In Deutschland sind im vergangenen Jahr 27.500 Wohnungen durch Abriss und Umnutzungen vom Markt verschwunden. Zugleich sind 142.891 Wohnungen fertig gestellt worden, so dass in Summe der Wohnungsbestand nur um rund 115.000 Wohnungen gewachsen ist. Dies ist das zentrale Ergebnis einer Analyse der bundesweiten Baufertigstellungszahlen des Center for Real Estate Studies (CRES) an der Steinbeis Hochschule Berlin (SHB), die im Auftrag des IVD erstellt wurde. Der Nettoneubauwert hat im Vergleich zum Vorjahr zwar um rund 12,5 Prozent zugelegt, der Neubaubedarf ist jedoch deutlich höher. Nach Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) wären in den Jahren 2010 bis 2015 jährlich 193.000 neue Wohnungen nötig, um den Bedarf zu decken. Zudem werden Zusammenlegungen von Wohnungen von der Studie nicht erfasst, so dass die Zahl der Bauabgänge wahrscheinlich weit höher liegt als angenommen. Durch die geringe Neubautätigkeit im Jahr 2010 steigt der Bedarf in den kommenden Jahren weiter an. Mehrfamilienhäuser tragen zur Stabilisierung des Wohnungsbaus bei Trotz des negativen Gesamtbilds sind die Baufertigstellungen erstmals wieder um 2.725 Wohnungen gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das einen Zuwachs um 1,9 Prozent. Getragen wird der Anstieg vor allem durch den Bau von Mehrfamilienhäusern. In diesem Segment wurden insgesamt 53.014 Wohnungen und damit drei Prozent mehr als 2009 fertiggestellt. Bei den Eigenheimen zeigt sich ein differenziertes Bild. Während die Einfamilienhäuser sich mit einem Anstieg um 2,7 Prozent auf 70.965 Einheiten positiv entwickelten, ist die Zahl der neuen Zweifamilienhäuser um 2,8 Prozent auf 14.402 Wohnungen noch einmal deutlich zurückgegangen. In den zehn bevölkerungsreichsten Städten Deutschlands sind im vergangenen Jahr insgesamt 19.757 neue Wohnungen entstanden. Dies entspricht einem Anstieg um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreswert. Damit vereinen die Top-10-Städte 44 Prozent aller Baufertigstellungen in Städten auf sich. Die meisten Wohnungen wurden in München gebaut. Mit insgesamt 3.641 Einheiten gingen die Fertigstellungszahlen dort allerdings um neun Prozent zurück. An zweiter Stelle kommt Berlin mit 3.374 Wohnungen. Das sind 19 Prozent mehr als 2009. Den dritten Platz belegt Hamburg mit 3051 Wohnungen. Dort gingen die Fertigstellungen um vier Prozent zurück. Baugenehmigungen vor allem in Großstädten Momentan deutet alles darauf hin, dass sich der Wohnungsneubau auch künftig vor allem in den Metropolen konzentrieren wird. Wie bei den Baufertigstellungen entfielen die Baugenehmigungen 2010 vor allem auf die Großstädte. Rund 43 Prozent der Baugenehmigungen der 112 kreisfreien Städte Deutschlands wurden in den zehn bevölkerungsreichsten Kommunen erteilt. Trotz des hohen Anteils und der steigenden Gesamtzahl an Baugenehmigungen stagnieren die Zahlen in vielen Großstädten oder sind rückläufig. In Berlin, München und Bremen sind 2010 weniger Baugenehmigungen erteilt worden als noch im Vorjahr, in Hamburg hat sich der Markt nicht bewegt. Mit 3.794 wurde in Jahr 2010 in Berlin nur 0,6 Wohnungen je 1.000 Einwohner genehmigt, in München und Köln beträgt diese Kennzahl für 2010 immerhin 3,14. Die großen Städte in Deutschland verzeichnen in den vergangenen Jahren einen hohen Zuzug. Wie die Zahlen des CRES zeigen, könnte es gerade in den Großstädten zu einem erheblichen Nachfrageüberhang kommen. Bei gleichbleibend zurückhaltendem Wohnungsneubau ist in Zukunft daher mit gravierenden Auswirkungen auf die Mieten und Preise zu rechnen. Die Berichte zu der Analyse der Baugenehmigungen und der Baufertigstellungen des Center for Real Estate Studies (CRES) können Sie über den Webshop des IVD unter www.ivd-webshop.net bestellen. 

Zurück

Diese Webseite verwendet Cookies um alle Funktionen voll nutzbar zu machen und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Zustimmen